Wenngleich oft von einer Leistungsgesellschaft die Rede ist, wird überraschend viel gespielt. Die Gamifizierung hält überall Einzug, selbst bei Themen wie Gesundheit und Bildung. Wie Forscher herausgefunden haben, birgt Gamification allerlei Vorteile. Unternehmen entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Gründen fürs Gamifizieren spielfremder Inhalte.

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Was ist Gamification?

Treten Spielmechaniken in Anwendungen zutage, die keinen Bezug zu Videospielen haben, ist Gamification am Werk. Was Spielifizierung umfassen kann: Erfahrungspunkte, die mit der Zeit in einen Level-Aufstieg münden. Highscores und Ranglisten, die zum Wetteifern mit Freunden oder Fremden anregen. Auszeichnungen für Erfolge, sogar Trophäen, die man in einer digitalen Vitrine stolz zur Schau stellt.

Gamification verfolgt mehrere Ziele. Des Öfteren soll sie ermuntern, komplexe und monotone Aufgaben zu bewältigen. Manche Apps wollen zum Lernerfolg beitragen und die Kundenbindung stärken. Online-Shops, die auf Gamifikation setzen, erhoffen sich höhere Absatzzahlen.

Mittlerweile ist Gamification in zahllose Bereiche vorgedrungen. Einige Spielbanken im Internet denken sich jede Woche Herausforderungen aus, belohnen abgeschlossene Aufgaben mit Prämien. Wird ein bester Online Casino Bonus angefordert, sind oft Gratis-Drehungen enthalten, die spielerisch neue Slots vorstellen. Spieleseiten haben mitunter Währungen: Taler oder Münzen, die man für Spielaktivitäten bekommt. Im Casino-Shop lassen sich mit diesen Punkten Freispiele und Boni einheimsen.

 

Fitness: Gesünder leben mithilfe von Apps

Sport ist gesund. Doch diese Erkenntnis reicht häufig nicht aus, um wenigstens zwei oder drei Trainingseinheiten die Woche zu planen. Menschen, die sich endlich zum Workout überwinden, haben anschliessend ein neues Problem: Die Bewegung zur Routine werden zu lassen. Wer nicht lange durchhält, sieht keine Erfolge – was der Motivation abträglich ist. Hier könnte Gamification ein Behelf sein, um intrinsische Motivation aufzubauen.

Fitness-Apps können Trainingspläne gestalten. Bestenlisten mit Freunden sind ein Anreiz, sich schwierigere Trainingsziele zu setzen. Für erfolgreiche Workouts werden je nach App Punkte verteilt, die das Level steigern. Abzeichen verewigen Meilensteine. In der Vergangenheit gab es eine App, die täglich gelaufene Schritte finanziell entlohnt hat. Wer viel per pedes unterwegs war, durfte das angehäufte Guthaben gegen Coupons und andere Prämien eintauschen.

Grundsätzlich lassen sich mit einem Notizblock oder Karteikarten eigene Gamification-Lösungen ersinnen. Wer Trainingsvorhaben schriftlich festhält, erhöht die Erfolgsquote. Statt der nächsten Folge einer Lieblingsserie könnte man als Belohnung – auch wenn es beim ersten Lesen widersprüchlich klingt – eine Trainingseinheit anhängen. Das Ziel ist klar: Aus dem einstmals nervigen Training eine Gewohnheit machen, der man sich wie selbstverständlich annimmt.

 

Weiterbilden: Neues Lernen und Spass haben

Sich eine neue Fremdsprache aneignen – das scheint ein sinnvolles Vorhaben zu sein. Erneut sind Apps ein praktisches Werkzeug, um eine Routine entstehen zu lassen. Denn: Wer sich nur ein paar Wochen Zeit nimmt, wird das Gelernte nicht dauerhaft verinnerlichen. Mit leicht verdaulichen Lektionen helfen Sprachlern-Apps, Vokabeln und Grammatik den Schrecken zu nehmen.

Spielelemente sind bei solchen Apps leicht einzubringen. Für abgeschlossene Aufgaben werden Erfahrungspunkte verteilt. Wer jeden Tag fleissig weiterlernt, wird zusätzlich belohnt. Denkbar ist auch eine Spielwährung, mit der sich Herausforderungen freischalten lassen. Am besten geeignet sind Apps, die im Hintergrund Tools einsetzen, um den Schwierigkeitsgrad fortwährend an den Lernstand anzupassen. Ranglisten laden ein, das letzte Quäntchen Motivation aufzubringen, um selbst an gedanklich grauen Regentagen Punkte zu sammeln.

Ironischerweise treiben zum Teil sogar Videospiele Gamification voran. Assassin’s Creed ist eine Spielereihe, die seit jeher darauf bedacht ist, vergangene Zeitepochen historisch akkurat darzustellen. Für Assassin’s Creed Origins und Odyssey hatte Entwickler Ubisoft einige Zeit nach Veröffentlichung eine Discovery Tour nachgereicht. Wie in einem Museum reist man über die Weltkarte zu Sehenswürdigkeiten. Mit deutschem Ton und mehreren Stationen wird man durch Ägypten und Griechenland geführt. Historiker waren von der Discovery Tour dermassen erbaut, dass sie sogar für den Geschichtsunterricht in der Schule empfohlen wurde.

 

Online-Shops: Treuepunkte sind Gamifizierung

Nicht wenige Online-Shops versuchen mit Gamification, Kunden langfristig an sich zu binden. Treuepunkte sind ein naheliegendes Beispiel: Jeder Einkauf wird mit Punkten bedacht. Mitunter werden bei Aktionen mehr Punkte als normalerweise vergeben. Und ist das Punkte-Portemonnaie reich gefüllt, winken Gutscheine für einen Rabatt bei der nächsten Bestellung. In diesem Zusammenhang können Fortschrittsbalken eingesetzt werden, um aufzuzeigen, wie weit man vom ersehnten Coupon entfernt ist.

Apps und Benutzerkonten sind geeignet, um Daten zu sammeln und massgeschneiderte Angebote zu unterbreiten. Promotionen lassen sich interaktiv aufwerten, etwa mit einem Glücksrad, das die Prämie zufällig – oder nur scheinbar zufällig – ermittelt. Ein Adventskalender in Shops und auf anderen Internetseiten ist im Grunde schon immer Gamification gewesen.

 

Gamification in der Werbung und Marktforschung

Bei allzu langwierigen Umfragen besteht immer die Gefahr, dass Teilnehmer das Browserfenster entnervt schliessen. Gamifizierende Elemente können helfen, dieses Risiko stark zu mindern. Manche Unternehmen knüpfen Gewinnspiele an Umfragen, was sich in höherer Resonanz niederschlägt.

Typisch für Gamification sind Boni nach einer bestimmten Anzahl an Einkäufen, online wie beim Coiffeurbesuch. Werbemassnahmen können auch zum Spielen anregen – hier sei etwa ans Monopoly einer bekannten Fast-Food-Kette erinnert. Hier regt die Gamification Diskussionen an, die im Alltag entfachen und die Marktstellung des Unternehmens festigen.

 

Fazit: Das Gamifizieren hat unbestreitbar Vorteile

Wer Schwierigkeiten hat, dem inneren Schweinehund Einhalt zu gebieten, kann mittels Gamification die eigene Motivation ankurbeln. Fitness– und Sprachlern-Apps unterstützen dabei, Gewohnheiten zu erwecken. Dabei sollte man sich bewusst machen, dass App-Entwickler keine altruistischen Ziele verfolgen. Doch wer achtsam mit gamifizierten Apps umgeht, kann eindeutig Vorteile aus der Nutzung ziehen.

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