Historische Burgen und Schlösser mit spektakulären Gärten machen Geschichte lebendig. In allen Regionen Deutschlands laden sie ein zu romantischen Touren, sagenhaften Entdeckungen und magischen Momenten. Vom UNESCO-Welterbe bis zum versteckten Kleinod.

Bild: Schloss Neuschwanstein @ Getty Images/Rudy Balasko

Sie erheben sich majestätisch aus idyllischen Landschaften, faszinieren mit prunkvollen Gemächern und strahlen im Glanz längst vergangener Epochen. Ihre genaue Zahl kennt niemand, doch Schätzungen zufolge sollen es rund 25.000 sein: Burgen und Schlösser, die in ganz Deutschland zum Entdecken und Träumen einladen. Einige von ihnen stehen heute noch in alter Pracht, andere erinnern als Ruinen an den Aufstieg und Fall ihrer adeligen Besitzer – steinerne Zeugen einer höchst wechselvollen Geschichte.

 

Prunkvolle Paläste grosser Herrscher

Die Vielfalt an Burgen und Schlössern in Deutschland reicht vom einfachen Herrenhaus bis zu repräsentativen Prachtbauten der grossen Dynastien – zum Beispiel Schloss Sanssouci, das «preussische Versailles», das der Hohenzollernkönig Friedrich II. einst in Potsdam erbauen liess. Sanssouci («Ohne Sorge») war Sommersitz und Rückzugsort des berühmten Potentaten, den seine Untertanen fast liebevoll den «Alten Fritz» nannten. Zusammen mit dem kunstvoll angelegten Park steht das Rokoko-Schloss seit 1990 als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO. Zum Ensemble gehört auch das Neue Palais, ein königlicher Prestigebau, der vor allem Repräsentationszwecken vorbehalten war. Später diente es Kaiser Wilhelm II., dem letzten deutschen Kaiser, und seiner Familie als Sommerresidenz.


Neues Palais im Park Sanssouci (Bild: SPSG/Hans Bach)

Ein weiterer Lieblingsort der Hohenzollern-Dynastie ist Schloss Charlottenburg in Berlin, die grösste Schlossanlage der Metropole. Sie wurde von 1695 bis 1791 in mehreren Abschnitten im Stil des Barock, des Rokoko und des Klassizismus erbaut und nach Preussens erster Königin Sophie Charlotte benannt. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend wiederhergestellt, zählt die ehemalige Sommerresidenz der brandenburgischen Kurfürsten, preussischen Könige und deutschen Kaiser zu den grössten Sehenswürdigkeiten der Bundeshauptstadt.


Schloss Charlottenburg (Bild: DZT/FlorianTrykowski)

Als Aushängeschild der blaublütigen Wettiner präsentiert sich das Wasserschloss Moritzburg nahe der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Als Jagdschloss von Herzog Moritz auf einer künstlich angelegten Insel erbaut, wurde Moritzburg später zum Lustschloss des Kurfürsten August dem Starken. Zur barocken Anlage gehört auch das 2,5 Kilometer entfernte, mit Moritzburg durch eine Sichtachse verbundene Fasanenschlösschen.


Wasserschloss Moritzburg (Bild: Dresden Marketing/ddpix.de)

 

Als Welterbe ausgezeichnet

Auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes finden sich neben Schloss Sanssouci noch weitere Burgen und Schlösser: zum Beispiel die Schlösser Augustusburg und Falkenlust im nordrhein-westfälischen Brühl, die Besucher mit ihren weitläufigen Gärten und Parkanlagen ins 17. Jahrhundert versetzen. Besonders sehenswert sind das prunkvolle Treppenhaus von Balthasar Neumann und das «Gelbe Appartement» – privates Wohnquartier des hier residierenden Kurfürsten im Rokoko-Stil.


Treppenhaus im Schloss Augustusburg (Bild: DZT/Florian Trykowski)

Eine ebenfalls UNESCO-geschützte Anlage ist der Bergpark Wilhelmshöhe oberhalb der hessischen Stadt Kassel. Entstanden ist sie ab 1696 nach einer Idee des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel. Der barocke Park erstreckt sich vom berühmten Wahrzeichen der Stadt, dem Herkules-Denkmal, über 350 Meter lange Kaskaden bis hinunter zum Schloss Wilhelmshöhe.

Schloss Wilhelmshöhe (Bild: DZT/Florian Trykowski)

Die über der thüringischen Stadt Eisenach thronende Wartburg, ebenfalls als Welterbe klassifiziert, ist schon seit tausend Jahren eng mit der deutschen Geschichte verbunden. Bedeutsam ist sie vor allem als Zufluchtsort Martin Luthers 1521/22: Hier übersetzte der Reformator das Neue Testament ins Deutsche. Auch Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe stattete der historischen Stätte mehrfach seinen Besuch ab. Von Richard Wagner schliesslich wurde die sagenumwobene Burg zum Schauplatz des «Tannhäuser» und des Sängerkriegs erkoren.

Wartburg (Bild: DZT/Francesco Carovillano)

 

Märchenschlösser und Ritterburgen

Keine andere Epoche hat Schlossbauten und Burgen so verehrt wie die Romantik. Das Symbol dafür schlechthin ist Schloss Neuschwanstein, das bei Füssen im bayerischen Allgäu vor herrlicher Alpenkulisse in die Höhe ragt. Die malerisch gelegene Burg des «Märchenkönigs» Ludwigs II., Vorbild für Disneys Traumschlösser, zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Europas. Errichtet ab 1869, entsprach sie ganz der idealisierten Vorstellung des Throninhabers von einer mittelalterlichen Ritterburg. Ludwigs Interesse galt vor allem den Künsten und den Musikdramen Richard Wagners, die im Schloss als eine Art bewohnbare Theaterkulisse nachempfunden werden sollten.

Schloss Neuschwanstein (Bild: DZT/Francesco Carovillano)

Weniger bekannt ist das «Neuschwanstein des Nordens»: das Schweriner Schloss, einstige grossherzogliche Residenz und heute Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern. Höhepunkte sind der Thronsaal mit Säulen aus Carrara-Marmor und vergoldeten Gusseisentüren, die Ahnengalerie und das kreisrunde Turmzimmer mit Panoramablick.

Schloss Schwerin (Bild: Igancio Izquierdo)

Der romantische Historismus stand auch beim Bau von Schloss Marienburg Pate: Die von weitem sichtbare neugotische Sommerresidenz der Welfen erhebt sich rund 20 Kilometer südlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover am Hang des Marienbergs. König Georg V. von Hannover hatte das Schloss Mitte des 19. Jahrhundert erbauen lassen – als Geschenk für seine Gemahlin Königin Marie. Ein Liebesbeweis in XXL-Format.

Schloss Marienburg (Bild: HMTG/Lars Gerhardts)

 

Sehnsucht nach dem Mittelalter

Fast 900 Meter über der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg, bewehrt mit Türmchen und Zinnen, erhebt sich die Burg Hohenzollern – Stammsitz des preussischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern. Friedrich Wilhelm IV., König von Preussen, galt als «Romantiker auf dem Thron». Den Strömungen seiner Zeit entsprechend hing sein Herz poetisch-sentimental am Mittelalter. Wohl deshalb beauftragte er den damaligen Berliner Star-Architekten Friedrich August Stüler mit dem Wiederaufbau eines verfallenen Gemäuers, dem Schloss seiner Vorfahren. Stüler schuf die damalige Idealvorstellung einer Ritterburg – etwas aus der Zeit gefallen, aber überwältigend in ihrer Wirkung.

Burg Hohenzollern (Bild: DZT/Francesco Carovillano)

Doch was historisierende Bauwerke nur nachgeahmt haben, lässt sich bis heute auch im Original bewundern: mittelalterliche Burgen wie aus dem Bilderbuch. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Burg Eltz, die als Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert fast versteckt in der rheinland-pfälzischen Eifel liegt – seit mehr als 850 Jahren im Besitz ein und derselben Grafenfamilie.

Burg Eltz (Bild: DZT/Florian Trykowski)

 

Erlebnisreiche «Burgenstrasse»

Wer sich auf eine längere Zeitreise mit vielen Höhepunkten begeben möchte, sollte der «Burgenstrasse» folgen. Sie führt von der baden-württembergischen Residenzstadt Mannheim bis nach Bayreuth in Bayern und zählt zu den ältesten Ferienstrassen Deutschlands. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich hier rund 60 Schlösser und Burgen inmitten reizvoller Landschaften aneinander. Sie können nicht nur besichtigt werden, sondern bieten auch sonst allerhand Erlebnisse wie Mittelaltermärkte und Kostümführungen – ganz so wie bei vielen anderen Schlössern und Burgen in Deutschland.


Neues Schloss Eremitage in Bayreuth (Bild: Bayreuth Marketing und Tourismus/Bayerische Schlösserverwaltung)

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