
In Skandinavien liegt eine stille Magie verborgen. Nicht in den von Touristen überlaufenen Lofoten oder den gläsernen Aussichtsplattformen über norwegischen und schwedischen Fjorden, sondern in jenen fast vergessenen Orten, wo die Zeit langsamer tickt. Hier geht's zu nordischen Juwelen, die in Reiseführern keine Hauptrolle spielen, dafür aber tief berühren und unvergesslich bleiben.
Äkäslompolo, Finnland
Im hohen Norden Finnlands, wo es mehr Rentiere gibt als Menschen, liegt Äkäslompolo. Ein kleines Dorf inmitten von sieben Hochebenen, ideal für Wanderfans, SkilangläuferInnen oder jene, die einfach nur die majestätische Stille der Wälder einatmen wollen. Äkäslompolo ist so etwas wie das Tor zur Wildnis, denn es liegt in unmittelbarer Nähe zum Pallas-Yllästunturi-Nationalpark. In klaren Nächten tanzen hier die Nordlichter.
Die bequemste Route nach Äkäslompolo führt mit dem Flugzeug von Zürich via Helsinki nach Kittilä. Von dort sind es nur knapp 40 Minuten mit dem Auto oder Shuttlebus bis nach Äkäslompolo.

Bilder: Getty Images


Tiveden Nationalpark, Schweden
Wer sich jemals gefragt hat, wo Astrid Lindgrens Elfen und Trolle wohnen, findet die Antwort vielleicht hier: Im Tiveden Nationalpark, tief in den Wäldern zwischen Stockholm und Göteborg. Die alten Schweden nannten diese Gegend einst „Trollskogen“ (Trollwald) und man versteht sofort, warum. Der Park wirkt wie verzaubert, als könnte jederzeit ein Wesen aus einer alten Sage hinter dem nächsten Hügel auftauchen. Die Pfade sind schmal, manchmal kaum sichtbar, und führen zu stillen Seen, in denen sich der Himmel spiegelt, als wäre die Welt doppelt vorhanden.



Fårö, Schweden
Wenige Stunden von Stockholm entfernt und doch in einer anderen Welt: die kleine Insel Fårö. Wer hierher kommt, lässt nicht nur das Festland hinter sich, sondern auch alles Überflüssige. Berühmt wurde Fårö durch Kultregisseur Ingmar Bergman, der hier einige seiner Filme drehte und sogar lebte. Und dies aus gutem Grund. Die Landschaft ist karg und weit, geprägt von rauem Gras, windschiefen Kiefern und den berühmten „Raukar“, bizarren Kalksteinformationen, die wie verlassene Statuen in der Ostsee stehen. Nichts an diesem Ort schreit nach Aufmerksamkeit und doch zieht er einen unwiderstehlich in seinen Bann.
Die Insel Fårö erreicht man via Gotland ab Nynäshamn mittels einer kostenlosen Fährüberfahrt.



Kongsfjord, Norwegen
Weit oben in der Finnmark, wo das Nordmeer auf Schnee und Stille trifft, liegt Kongsfjord. Ein winziges Fischerdorf mit pastellfarbenen Holzhäusern, alten Bootsschuppen und einer Wildheit, die unter die Haut geht. Hier endet die Strasse und eine Reise in eine absolute Weite beginnt. Kein Massentourismus, kein Hafen für Kreuzfahrtschiffe, sondern nur Wind, Wellen und Nordlichter. Wer hierher kommt, will nichts mehr hören, ausser dem Takt des eigenen Herzschlags und dem Kreischen der Möwen.
Die Anreise aus der Schweiz: Von Zürich oder Genf fliegst du zunächst nach Oslo. Von dort geht es weiter mit einem Inlandsflug über Tromsø oder Alta nach Berlevåg – einem winzigen Flughafen mit Blick aufs Nordmeer. Die Flugverbindungen sind selten, aber verlässlich. Von Berlevåg sind es nur noch 20 Minuten Fahrt nach Kongsfjord, am besten mit dem Mietwagen oder Taxi.



Vandkantsdanmark, Dänemark
An den windgepeitschten Küsten Jütlands, dort wo der Sand über leere Strassen weht und das Meer mit ungebrochener Kraft ans Land peitscht, liegt das andere Dänemark: Vandkantsdanmark, eine Schatzkarte für Reisende, die Ruhe und eine wunderschöne Natur suchen. Hier, in Orten wie Lønstrup, Agger oder Thyborøn, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Statt Designhotels: Fischerboote im Hafen. Statt Menschenmassen: Stille. Radreisende, Küstenwanderer und Minimalisten mit Sinn für das Wesentliche werden hier unvergessliche Ferien erleben.
Wie du dort hingelangst? Mehrere Direktflüge bringen dich von Zürich, Genf oder Basel nach Aalborg, dem Tor zu Nordjütland (Flugdauer ca. 2 Stunden). Von dort geht es mit Mietwagen oder Zug in 60 bis 150 Minuten weiter zu den abgelegenen Küstenorten Lønstrup, Agger oder Thyborøn.



Sakrisøy, Norwegen
Sakrisøy ist das unbekanntere Juwel der Lofoten. Während Reine und Hamnøy von Touristen überrannt werden, liegt Sakrisøy – eine winzige Insel mit goldgelben Fischerhütten – still und verträumt daneben. Statt der oft fotografierten Hotspots liegt dieses Eiland still da, eingerahmt von den schroffen Bergen Moskenes und dem offenen Meer. Hier scheint die Zeit in den 1960er-Jahren stehen geblieben zu sein. Die traditionellen Rorbuer – Fischerhütten in leuchtendem Ockergelb – spiegeln sich im glasklaren Wasser wie Erinnerungen, die man nicht vergisst.
Die eleganteste Anreise aus der Schweiz führt über Oslo oder Stockholm. Von dort geht es weiter per Inlandsflug nach Leknes oder Svolvær, den beiden kleinen Flughäfen auf den Lofoten. Ab Leknes sind es rund eine Stunde Fahrt mit dem Mietwagen oder Bus, vorbei an fjordblauen Buchten, zerklüfteten Gipfeln.



Käringsund, Finnland
Auf der Åland-Insel Eckerö, mitten in der Ostsee zwischen Schweden und Finnland, liegt Käringsund. Das alte Fischerdorf mit roten Bootshäusern, knarrenden Stegen und einem kleinen Hafen wirkt wie eine Szenerie aus einem Astrid-Lindgren-Buch. Statt touristischem Trubel erwarten dich hier salzige Luft, frischer Barsch direkt vom Kutter und Sonnenuntergänge, die den Himmel in pures Gold tauchen. Besonders schön: eine Kajaktour zwischen den winzigen Schäreninseln.
Dieses kleine Paradies erreichst du am besten von Schweden aus mit der Fähre ab Grisslehamn (ca. zwei Stunden nördlich von Stockholm). Die Reederei Eckerö Linjen bietet täglich mehrere Überfahrten. Die Fahrt dauert nur 2 Stunden und ist bereits ein Erlebnis.



Møn Klint, Dänemark
Wie ein nordischer Traum in Weiss erhebt sich Møns Klint an der Ostküste Dänemarks: 120 Meter hohe, schneeweisse Klippen stürzen sich dramatisch in das smaragdgrüne Meer. Kein Trubel, keine Seilbahnen, sondern nur Wind, Wellen und eine herrliche Ruhe. Tipp: Am besten erkundest du die Klippen frühmorgens bei Nebel, wenn das Meer und der Himmel ineinanderfliessen.
Møns Klint liegt auf der dänischen Insel Møn, die von Kopenhagen aus mit dem Auto in rund zwei Stunden erreichbar ist.


