
Die Sommerferien stehen vor der Tür und mit ihm die alljährliche Frage: Wohin nur, wenn man schon alles kennt oder einfach nichts Überlaufenes mehr sehen will? Frankreich, das Land der leisen Genüsse und verborgenen Dörfer, hält immer noch wahre Schätze bereit – fernab von grossen Touristenströmen und Selfie-Spots. Wir haben für dich 8 Highlights herausgesucht.
Collioure
Versteckt an der wildromantischen Côte Vermeille, nur wenige Kilometer von der spanischen Grenze entfernt, liegt Collioure – ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Türkisfarbenes Meer trifft auf pastellfarbene Fassaden, verwinkelte Gassen und eine kreatives Ambiente. Anfang des 20. Jahrhunderts war der pittoreske Ort für bekannte Künstler (Matisse, Derain und Marquet) ein Atelier unter freiem Himmel. Noch heute lässt sich auf dem „Chemin du Fauvisme» durch die Altstadt wandeln: ein kunstvoller Spaziergang mit Reproduktionen der Werke genau dort, wo sie einst entstanden.
Collioure weiss auch mit zahlreichen charmante Buchten mit Kiesel, Felsen und glasklarem Wasser zu bezaubern. Das Beste daran? Der Blick auf den Glockenturm der Kirche Notre-Dame-des-Anges, der sich direkt aus dem Wasser erhebt. Romantik pur…
Anreisetipp: Ab Zürich, Bern oder Genf kannst du bequem mit dem TGV via Lyon oder Avignon Richtung Perpignan fahren. Von dort aus sind es nur noch ca. 25 Minuten mit dem Regionalzug direkt nach Collioure.

Bilder: Getty Images

Vézelay
Wenn sich Nebel über die Weinberge Burgunds legt und das Licht die sanften Hänge in Gold taucht, erscheint Vézelay wie ein Ort aus einer anderen Welt. Das kleine Dorf thront hoch oben auf einem Hügel, umgeben von Reben, Lavendel und verwitterten Steinen.
Im Herzen Vézelays liegt die imposante Basilika Sainte-Marie-Madeleine, ein UNESCO-Weltkulturerbe und einst Ausgangspunkt für Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Romanische Architektur trifft hier auf geistige Weite und auf ein Panorama, das selbst Atheisten demütig macht. Rund um die Hauptgasse reihen sich zudem kleine Ateliers, Weinkeller, Buchhandlungen und Kunsthandwerksläden.
Anreisetipp: Ab der Schweiz (Zürich, Basel, Genf) fährt man entspannt mit dem TGV nach Paris Gare de Lyon oder via Lausanne–Dijon. Von dort geht es weiter mit dem Regionalzug nach Avallon, dem nächstgelegenen Bahnhof (ca. 15 km von Vézelay). Ein kurzer Taxitransfer oder Hotelshuttle bringt dich anschliessend auf den Hügel.


Île de Porquerolles
Porquerolles ist keine Insel für Jetsetter und Partyhungrige. Sie ist das perfekte Kleinod für all jene, die die Stille lieben und Spass haben beim Radfahren auf sandigen Pfaden, Picknicks mit Feigen und Ziegenkäse sowie Siesta unter Eukalyptusbäumen. Die Strände? Puderzuckerweiss, umrahmt von türkisfarbenem Wasser, das in der Nebensaison fast karibisch wirkt. Der Strand Notre-Dame ist laut Forbes eine der schönsten Buchten Europas und unter der Woche fast menschenleer. Ebenfalls empfehlenswert: Plage d’Argent, mit feinem Sand und duftender Garrigue drumherum.
Anreisetipp: Von Zürich, Bern, Basel oder Genf fährst du mit dem TGV (via Lyon oder Marseille) nach Hyères oder Toulon (zwei charmante Städte). Von dort geht es weiter mit Bus, Taxi oder Shuttle zum Fährhafen. Mit der Fähre geht es anschliessend in ca. 20 Minuten auf die Insel Porquerolles.


Vallée de la Clarée
Das Vallée de la Clarée, versteckt nahe der italienischen Grenze und nur wenige Kilometer von Briançon entfernt, ist ein alpines Tal mit kristallklaren Bächen, Lärchenwälder, blumenübersäten Wiesen und eine herrliche Ruhe. Wanderungen führen zu Gletscherseen wie dem Lac de la Clarée, durch Lärchenhaine oder hoch zur Chapelle de Notre-Dame-des-Neiges mit Aussicht auf das ganze Tal. Zwischendurch kannst du dich zur Stärkung in einer der urigen Berghütten mit Tartiflette, Soupe de Montagne und Käse aus der Region stärken. Wer es elegant will, kehrt in Névache ein, dem Hauptdorf des Tals, wo rustikale Gasthäuser und alpine Gästezimmer auf stilvolle Weise zum Entschleunigen einladen.
Anreisetipp: Gerade weil das Clarée-Tal so unberührt ist, will die Anreise – die Teil des Erlebnisses ist – gut geplant sein. Von der Schweiz (Genf, Zürich, Lausanne) geht es per TGV oder TER nach Briançon, der höchstgelegenen Stadt Frankreichs, und von dort aus weiter per Bus oder Taxi ins Tal (ca. 20–30 Minuten bis Névache).


Gorges du Tarn
Im Süden Frankreichs, eingebettet zwischen den Hochplateaus von Aubrac und Causse Méjean, windet sich der Tarn durch eine Schlucht, die zu den spektakulärsten Naturwundern des Landes gehört: Kalksteinwände, die in den Himmel ragen, türkisfarbenes Wasser, das sich durch enge Bögen schmiegt, und Dörfer, die wirken, als wären sie aus dem Fels gewachsen.
Sehr eindrucksvoll lässt sich dieses Naturspektakel vom Wasser aus erleben. Wer mit dem Kanu oder Kajak durch die Schlucht paddelt, taucht in eine Welt aus Ruhe, Licht und Wasser ein. Zwischen steilen Felswänden, Höhlen und Sandbänken eröffnet sich eine Szenerie, die an Kanada oder Neuseeland erinnert. Die Umgebung ist aber auch ein Eldorado für Wanderfans. Zahlreiche Routen führen durch Pinienwälder, über Felsenplateaus und zu einsamen Aussichtspunkten mit Blick tief ins Tal. Besonders empfehlenswert ist die Corniche du Causse Méjean, ein spektakulärer Höhenweg mit Postkartenpanorama.
Anreisetipp: Zugverbindung bis Rodez, Millau oder Mende, dann per Mietwagen oder Taxi ins Tal. mit dem Auto am besten über Lyon, dann A75 Richtung Millau. Ab dort auf die D998, einer Panoramastrasse durch die Schlucht.


Uzès
Uzès, eine kleine Stadt zwischen Avignon und Nîmes, ist ein seltenes Fundstück: elegant, leise, historisch gewachsen und trotzdem lebendig. Wer durch die schattigen Arkaden der Place aux Herbes flaniert, versteht schnell, warum Uzès oft als „die bessere Provence“ bezeichnet wird. Der mittelalterliche Stadtkern ist ein einziges Labyrinth aus Kalkstein, Renaissance-Balkonen und verträumten Innenhöfen. Über allem thront das ehrwürdige Ducal-Schloss, das bis heute bewohnt ist.
Zu den Highlights zählt auch der Samstagsmarkt von Uzès. Unter Platanen und steinernen Arkaden bieten Händler regionale Produkte an, die aussehen wie aus einem Lifestyle-Magazin: violette Artischocken, Lavendelhonig, frischer Ziegenkäse und Olivenöl aus der Garrigue.
Anreisetipp: Zugfahrt mit dem TGV bis Nîmes Centre oder Avignon TGV, dann per Mietwagen (ca. 30–40 Minuten) durch Olivenhaine und Weinfelder direkt nach Uzès.


Pérouges
Nur etwa 40 Minuten von Lyon entfernt liegt das mittelalterliche Dorf Pérouges, das wirkt, als wäre hier die Zeit still gestanden. Kopfsteinpflaster, efeubewachsene Steinhäuser und Laternenlicht am Abend wirken wie ein Filmset. Kein Wunder, dass Regisseure (u.a. für «Die Drei Musketiere») diesen Ort lieben. Wer durch die engen Gassen von Pérouges schlendert, hört nicht nur seine Schritte auf dem unregelmässigen Pflaster, sondern auch die Geschichten von Tuchmachern, Hugenotten und Pilgern.
Pérouges ist perfekt für einen Tagesausflug oder als Zwischenstopp auf dem Weg nach Südfrankreich. Dabei kannst du gleich in einem Café mit Blick auf das Rhône-Tal eine Galette au sucre (karamellisierter Hefekuchen) geniessen.
Anreisetipp: Per TGV nach Lyon Part-Dieu, dann mit dem Regionalzug nach Meximieux-Pérouges. Von dort 20 Minuten zu Fuss oder Taxi ins Dorf.


Leucate
Zwischen Narbonne und Perpignan, an der sogenannten Côte des Corbières, liegt Leucate – eine kleine Küstengemeinde, die nicht laut auf sich aufmerksam macht, aber umso mehr in Erinnerung bleibt. Mit wildem Küstenlicht, charmantem Dorfkern, weissen Klippen und langen Naturstränden ist Leucate das Südfrankreich für jene, die ohne den Rummel der Riviera den Sand unter den Füssen spüren wollen. Der Spaziergang entlang der Falaise de Leucate bietet beispielsweise atemberaubende Aussichten aufs offene Meer.
Leucate ist ebenfalls berühmt für seine frisch gezüchteten Austern. In den kleinen „Cabanes à huîtres“ direkt an der Lagune gibt es sie fangfrisch mit Zitrone, Brot, Butter und einem Glas Picpoul de Pinet oder Muscat Sec aus der Region.
Anreisetipp: Mit dem TGV bis Narbonne, dann weiter mit Regionalzug oder Mietwagen (ca. 25 Min.). Oder per Flugzeug bis Perpignan oder Béziers (beide ca. 45 Min. von Leucate entfernt).

