Ein leises Rascheln. Ein kaum hörbares Flüstern. Ein zarter Schauer über der Haut: ASMR sind vier Buchstaben, die im Internet Millionen Menschen in den Schlaf wiegen. Was einst als skurriler YouTube-Trend begann, hat sich zu einem weltweiten Hype entwickelt, der Entspannung ganz neu definiert. Auch wir in der Redaktion wollten wissen: Funktioniert das wirklich?

Kaum ein Phänomen im Netz hat in den letzten Jahren so leise für so viel Wirbel gesorgt wie ASMR. Instagram-Reels und YouTube-Videos voller Rascheln, Tapping und hauchzarter Stimmen generieren weltweit Millionen von Klicks. ASMR ist längst mehr als ein Nischentrend. Was früher nach Internet-Kuriosität klang, gilt heute als ernstzunehmendes Tool für Entspannung, Stressabbau und besseren Schlaf.
Was ist eigentlich ASMR?
ASMR steht für «Autonomous Sensory Meridian Response». Gemeint ist ein sanftes, prickelndes Kribbeln, das meist am Hinterkopf oder Nacken beginnt und sich über den Rücken ausbreitet – fast so, als würde jemand mit einer unsichtbaren Feder über die Haut streichen. Ausgelöst wird dieses Gefühl durch sogenannte „Trigger“, wie sanfte Geräusche und Bewegungen. Das kann das gleichmässige Tippen auf einer Tastatur, das Rascheln von Papier, leises Flüstern, aber auch das Blättern eines Buches oder das Einräumen einer Handtasche sein.
Ursprünglich entstand die ASMR-Community in den frühen 2010er-Jahren auf YouTube. Zunächst nur als Nischenbewegung belächelt, hat sich daraus ein weltweiter Trend entwickelt: Millionen von Menschen nutzen mittlerweile ASMR-Videos, um zu entspannen, Stress abzubauen oder besser einzuschlafen.
Der Selbstversuch
Hilft ASMR tatsächlich beim Entspannen und Einschlafen? Oder ist das alles nur ein Internet-Hype? Wir wollten es wissen und haben den ASMR-Selbstversuch mit verschiedenen Videos auf YouTube gewagt. Bereits nach wenigen Tagen durften wir einhellig feststellen: Das Ergebnis ist positiv, der Weg zur totalen Entspannung aber sehr individuell.
Während die einen bei sanftem Geflüster das Gefühl hatten, als würde ihnen das Gehirn massiert, erlebten andere beim Rascheln von Klarsichtmäppchen entspannende Wohlgefühle – so als würde jemand die Sorgen aus dem Kopf streichen. Andere wiederum fanden bei einem Video mit Regengeräuschen oder dem Blättern von Magazinseiten schnell in den Schlaf.
Tiefere Herzfrequenz und ruhigere Atmung
Wissenschaftlich ist das Phänomen noch nicht vollständig erforscht. Doch erste Studien zeigen, dass ASMR-Videos messbar die Herzfrequenz senken und das Wohlbefinden steigern können. Der Körper reagiert ähnlich wie bei Meditation oder leichter Hypnose: Puls runter, Atmung ruhiger, Geist klarer. Es ist wohl die Kombination aus sensorischer Stimulation und intimer Atmosphäre, die ASMR so besonders macht. Denn selten hört man jemandem so aufmerksam zu oder wird so sanft „angesprochen“, ohne selbst aktiv zu sein.
Für wen ASMR (nicht) funktioniert
ASMR ist kein Allheilmittel, und nicht jeder reagiert darauf. Einige empfinden das Flüstern sogar als unangenehm oder zu nah. Aber wer den richtigen Trigger findet – sei es das Geräusch von Pinselhaaren, das langsame Tippen auf einer Tastatur oder das Blättern von Zeitungen – kann eine erstaunlich tiefe Form der Ruhe erleben. Unser Rat deshalb: Einfach Videos mit unterschiedlichen Reizen ausprobieren und abwarten, was diese mit einem machen. Achte dabei unbedingt auf die Lautstärke. Sie sollte eher im untersten Bereich liegen.
Unser Fazit
Nach einer Woche ASMR im Selbstversuch waren wir uns einig: Entspannung hat viele Klänge. Ob sanftes Rascheln, Flüstern oder das leise Prasseln von Regen: ASMR ist wie ein Wellness-Retreat fürs Ohr. Und wer einmal erlebt hat, wie sich das Gehirn mit ASMR in Watte legt, der versteht: Manchmal braucht es keine Stille, um Ruhe zu finden, sondern nur das richtige Geräusch.